08 Jul Teil 2: Wie ich mein Kind vor sexuellem Missbrauch schützen kann …
Die sieben Botschaften
Ergänzend zu den guten und schlechten Geheimnissen gibt es sieben Botschaften, die Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen (vgl. Verein Möwe) und die ganz viel mit Erziehung zu tun haben.
1. Botschaft: Vertraue deinen Gefühlen
Es gibt angenehme und unangenehme Gefühle und es ist gut darüber zu sprechen. Dazu müssen Kinder ihre Gefühle benennen können und unterscheiden: Was ist für mich angenehm? Wo kriege ich Angst? Wann schäme ich mich? Was macht mir Freude, was macht mich traurig? Benennen sollen die Kinder darüber hinaus auch ihre Geschlechtsteile. Denn wenn es Übergriffe gibt, können die Kinder besser artikulieren, was ihnen passiert ist.
2. Botschaft: Es gibt gute Geheimnisse und schlechte Geheimnisse
Ein schlechtes Geheimnis ist auch, wenn jemand meine Körperteile berührt und ich das nicht will. Daher ist es wichtig, dass mein Kind die Körperteile benennen kann (Oberschenkel, Brust, Popo) – da darf dich niemand angreifen!
3. Botschaft: Dein Körper gehört dir
Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen. Alle, auch Kinder, haben ein Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper und sollen das auch wissen! Gewisse kulturelle Umgangsformen wie jemandem die Hand geben, können durchaus von einem Kind verlangt werden. Ob ein Kind jemanden umarmen will und wem es ein Bussi gibt, darf es aber selbst entscheiden. Es ist vielleicht nicht bereit, Oma mit einem Bussi zu begrüßen – ein Flugbussi oder ein Winken können da als Alternative helfen.
4. Botschaft: Du darfst NEIN sagen!
Respekt voreinander ist wichtig. Dazu gehört auch, den Wunsch und Willen des Gegenübers zu akzeptieren.
Klar, nicht jedes „Nein“ unseres Kindes kann von uns Eltern umfassend akzeptiert werden. Was aber gar nicht geht: Übers Kind „drüberfahren“, seine Meinung geringachten und uns als die großen Bestimmer aufspielen. Respekt ist immer angebracht, zuerst einmal zuhören und wenn nötig erklären, warum etwas getan werden muss, das geht fast in allen Konfliktsituationen. Gerade, was Körperkontakt angeht – auch in der engsten Familie – soll das Nein des Kindes akzeptiert werden. Und unsere Kinder lernen von uns! Sie lernen von uns „Nein“ zu sagen und auch das „Nein“ anderer zu akzeptieren. Wenn wir also das „Nein“ unserer Kinder (beim Bussi Geben, beim Teilen – diesen Traktor will ich nicht her borgen oder beim rote Hose anziehen – ich zieh lieber die gelbe Hose an, die kratzt nicht) akzeptieren, werden die Kinder auch unser „Nein“ akzeptieren.
Und gleichzeitig dürfen wir auch mit ihnen üben, klar und laut „Nein“ zu sagen, wenn sie etwas nicht wollen. So, dass sie nicht mit einem Fremden mitgehen oder sich von der Mutter der Freundin überreden lassen, nach Hause zu führen. Wenn unsere Kinder zu Hause „Nein“ sagen dürfen, werden sie auch leichter in einer fremden Umgebung „Nein“ sagen.
5. Botschaft: Es ist nicht alles richtig, was andere tun
Auch Menschen, denen wir vertrauen und die wir sehr bewundern, machen Fehler. Unsere Kinder sollen wissen: „Auch Erwachsene machen Fehler, können unfair oder grantig sein.“ Dazu gehört auch, dass wir uns bei den Kindern entschuldigen, wenn wir uns falsch verhalten haben. Dadurch vermitteln wir, dass man den Erwachsenen nicht bei allem gehorchen muss.
6. Botschaft: Hol dir Hilfe und sprich darüber!
Vermitteln wir unseren Kindern: Das Erzählen von Problemen ist so lange notwendig, bis jemand richtig zuhört und hilft. Es gibt auch außerhalb der Familie immer wieder vertrauenswürdige Personen, die helfen können.
7. Botschaft: Gewalt ist nie in Ordnung
Es gibt immer Alternativen zu Gewalt. Konflikte gehören dazu, das dürfen unsere Kinder natürlich wissen und erleben. Körperliche und psychische Gewalt sind aber nicht okay! Streiten ist erlaubt, aber Mobbing zum Beispiel, nicht. „Grenzen setzen“ hat für die Erziehung unserer Kinder einen ganz wichtigen Aspekt, denn Grenzen schützen unsere Kinder und machen sie stark gegenüber den Gefahren, denen sie ausgesetzt sind.
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