Sexeller Missbrauch Prävention

Sexuellem Missbrauch vorbeugen

7 präventive Botschaften

Das Thema ist ernst und betrifft unsere Kinder hoffentlich nie direkt: sexueller Missbrauch. Umso wichtiger ist es zu wissen, wie wir sie davor schützen. Denn präventiv kann man so einiges tun, wie mir die Psychologin Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der Kinderschutzorganisation „Die Möwe“, erzählt hat.

Ganz wichtig: Wir sind die Vertrauenspersonen der Kinder

„Kinder sollen von klein auf lernen, dass es Vertrauenspersonen gibt, die ein offenes Ohr und Zeit haben, wenn sie schlechte Erfahrungen machen“, sagt Hedwig Wölfl. Ob sie sich nun das Knie aufgeschlagen haben oder in der Schule ausgelacht werden; egal, ob ihre Sorgen in unseren Erwachsenen-Augen klein zu sein scheinen:

Bei uns Eltern dürfen die Kinder alles abladen und werden ernst genommen.

Logisch: Fühlen sie sich mit ihren alltäglichen Problemen angenommen, tun sie sich leichter, auch über das mit uns zu sprechen, was sehr belastend, unangenehm oder peinlich ist.

Die sieben Botschaften

Die Möwe, deren zentrales Anliegen es ist, Kinder und Jugendliche vor seelischer, körperlicher und sexueller Gewalt zu schützen, hat sieben präventive Botschaften formuliert, die Kinder und Jugendliche stark machen und ihnen helfen sollen, sich gegen sexuelle Übergriffe zu wehren:

1 Vertraue deinen Gefühlen

Es gibt angenehme und unangenehme Gefühle und es ist gut darüber zu sprechen.

Dazu müssen Kinder ihre Gefühle benennen können und unterscheiden: Was ist für mich angenehm? Wo kriege ich Angst? Wann schäme ich mich? Benennen sollen die Kinder darüber hinaus auch ihre Geschlechtsteile. „Auch kleine Kinder sollten ein Wort für Scheide oder Penis haben, das auch für andere verständlich ist“, betont Wölfl.

„Wenn es Übergriffe gibt, können die Kinder besser artikulieren, was ihnen passiert ist.“

2 Es gibt gute Geheimnisse und schlechte Geheimnisse

Schlechte darfst du weitersagen.

Sexueller Missbrauch geschieht hauptsächlich im sozialen Nahraum, Geheimhaltung – ob vom Täter ausdrücklich oder subtil eingefordert – spielt dabei eine große Rolle. Wir können unseren Kindern vermitteln: Zögere nicht, ein Geheimnis weiter zu erzählen, wenn es dich belastet oder du dich unwohl dabei fühlst.

3 Dein Körper gehört dir

Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen.

Alle, auch Kinder, haben ein Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper und sollen das auch wissen! Hedwig Wölfl unterscheidet hier: Gewisse kulturelle Umgangsformen wie jemandem die Hand geben, können durchaus von einem Kind verlangt werden. Ob ein Kind jemanden umarmen will und wem es ein Bussi gibt, darf es aber selbst entscheiden. „Wenn dieser körperliche Respekt etabliert ist, ist schon ganz viel geschafft“, sagt Wölfl.

4 Du darfst NEIN sagen!

Respekt voreinander ist wichtig. Dazu gehört auch, den Wunsch und Willen des Gegenübers zu akzeptieren.

Klar, nicht jedes „Nein“ unseres Kindes kann von uns Eltern umfassend akzeptiert werden. Was aber gar nicht geht: Übers Kind „drüberfahren“, seine Meinung gering achten und uns als die großen Bestimmer aufspielen. Respekt ist immer angebracht, zuerst einmal zuhören und wenn nötig erklären, warum etwas getan werden muss, geht fast in allen Konfliktsituationen. Gerade, was Körperkontakt angeht – auch in der engsten Familie –, soll das Nein des Kindes akzeptiert werden. Hedwig Wölfl:

„Ein Kind sollte nicht gezwungen werden, gleich nach einem Streit eine Versöhnungsumarmung zu geben. Es darf auch sagen: Nein, jetzt mag ich (noch) nicht.“

5 Es ist nicht alles richtig, was andere tun.

Auch Menschen, denen wir vertrauen und die wir sehr bewundern, machen Fehler.
Unsere Kinder sollen wissen:

„Auch Erwachsene machen Fehler, können unfair oder grantig sein.“

Dazu gehört auch, dass wir uns bei den Kindern entschuldigen, wenn wir uns falsch verhalten haben.
Wir sollen vermitteln, so Wölfl, „dass man den Erwachsenen nicht bei allem gehorchen muss.“

6 Hol Dir Hilfe und sprich darüber!

Vermitteln wir unseren Kindern: Das Erzählen von Problemen ist so lange notwendig, bis jemand richtig zuhört und hilft. „Auch außerhalb der Familie gibt es hilfreiche Personen. Je älter Kinder werden, desto wichtiger ist das! „Rat auf Draht – 147“ zu kennen ist sinnvoll!“, so Hedwig Wölfl.

7 Gewalt ist nie in Ordnung.

Es gibt immer Alternativen zu Gewalt. Konflikte gehören dazu, das dürfen unsere Kinder natürlich wissen und erleben. Körperliche oder psychische Gewalt sind aber nicht okay! Hedwig Wölfl:

„Streiten ist erlaubt, aber Mobbing zum Beispiel, nicht.“

 

Dieser Artikel ist erstmals erschienen am 28. September 2017 auf www.meinefamilie.at.

Quelle: meinefamilie.at 

Sandra Lobnig
Letzte Artikel von Sandra Lobnig (Alle anzeigen)