08 Mrz Sex.Jugend.Corona.Net – Wie geht das zusammen?
Seit Jahren hadern wir Eltern mit unserer Verantwortung, den Medienkonsum unserer Schützlinge altersgerecht verlaufen zu lassen. Und die Sorgen sind berechtigt. Inhalte von Apps wie Tiktok, Snapchat oder Instagram lassen die Boys and Girls ständig in einem Vakuum der Pseudo-Beauty zurück, in dem sie selbst natürlich die Verlierer sein müssen. Zwangsläufig. Denn wer ist denn schon von Natur aus so schön, wie all die Gefilterten, die sich avatarisch ablichten und ein Zweitleben im Netz zelebrieren? Schöner, reicher, klüger, erfolgreicher, und natürlich hot‘er, als alle anderen. Am Ende sind alle bipolar: im wahren und im unwahren Leben.
Übersteigerte Erwartungshaltungen
Das wirkt sich natürlich aus. Auf Körper und Seele der Jugend: Essstörungen, Angststörungen, Minderwertigkeitsneurosen, Narzissmus, etc. Und vor allem: mangelnder Realismus. Die Erwartungshaltung steigt. Auch bei dem Thema schlechthin, das die Pubertät dominiert: die Sexualität. Die plakativen Porno-Darstellungen und Youtube-Star“lights“ bringen den abgebrühten Kids höchstens komödiantischen Spaß. In Apps aber, ist überhöhter Sex heute bösartiger verfügbar, weil auf den User oder die Userin harmloser wirkend. Beiläufig. Immer fesch. Und vor allem: verfügbar… bissl tindern, geht doch! Hä???
Je mehr Fake von unseren Kindern konsumiert wird, desto mehr stellen sie sich selbst in Frage, auch in dieser Hinsicht. DAS ist eine Katastrophe. Hey, wir waren alle einmal jung. Reality hits hard! Manches mussten wir auch verdauen, damals, in den 80ies, 90ies. Aber der intime Bereich, der blieb immer noch unser eigener, unser ganz privater. Und wie und was wir im Bereich Erotik, im Bereich Sexualität lernten. Das war etwas rein Persönliches. Von Werten getragen. Und so durfte es bleiben. Zu unserer Zeit.
Medienkonsum explodiert
Aber die jetzigen Youngsters, die Generation Corona. Ein Wimpernschlag, und unsere Jugend hat ihren Medienkonsum verdrei- verzehnfacht. Whaaaat? Wie konnte uns das passieren? Um das rechte Maß an Zeit und Inhalt, an und mit den Medien, haben wir schon vor der Pandemie mit unseren Nachkommen gedealt. „Du hast noch 10 Minuten, dann ist das Handy weg!“ oder „Zwei Stunden pro Woche zocken. Nur mit deinen Freunden. Nur am Wochenende!“ Ach, das waren noch Zeiten.
Hahaha… dann kam es, das Virus. Lieber mit sächlichem Artikel davon schreiben, damit CoVid19 nicht vermenschlicht wird. Es hat uns Eltern mit der Faust ins Gesicht gefetzt. So richtig! Die gesamte jugendliche Bevölkerung der industrialisierten Welt hat sich entmaterialisert. Sie sind nicht mehr da. Sondern 24/7 im Netz. Mit allen unseren Ängsten vor den tausenden negativen Auswirkungen, die dies auf ihr sexuelles Ich haben kann, struggeln wir nun dahin. Sie dürfen sich alle nicht gegenseitig berühren, in dieser kosmisch irren Zeit. Haben die Jugendlichen sich also nun in eine abartige virtuelle Sex-Welt verabschiedet? Diese Zeit fordert viele jugendliche Opfer, in vielerlei Hinsicht.
Sehnsucht nach dem „echtem Leben“
Aber Stop!!! Dieser Überkonsum hat auch Gutes. Zu viel Fakewelt wird langweilig. Bekanntlich hat alles zwei Seiten. Was will die wertorientierte Corona-Jugend (die Parallele zum Getränk ist ABSOLUT gewollt)? Sie will mehr denn je ein Zuhause, den richtigen Partner, die Ehe, die Treue, die ewige Liebe und Freundschaft. Sie freut sich auf die Zeit danach. Auf dann, wenn wieder getanzt wird, gefeiert wird, wenn gereist wird. Und sie will Sex, wie er sein soll: beständig und echt.
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