Die Sprache der Fruchtbarkeit entdecken

Regelblutung

Die Sprache der Fruchtbarkeit entdecken

Wissenswertes rund um das Zyklusgeschehen des Mädchens

„Menstruation ist peinlich“: Dieser Grundtenor einer von der Plattform „erdbeerwoche“ im Frühjahr 2017 durchgeführten Online-Befragung 13- bis 17-jähriger österreichischer Jugendlicher zeigt, dass Aufklärungsarbeit notwendig ist. 60 Prozent der Mädchen gaben demnach an, eine negative Einstellung zu ihrer Monatsblutung zu haben, während 70 Prozent der Burschen das Thema als „unwichtig“ empfanden. Folgender Artikel will durch Fakten den „Schrecken“ der Regelblutung nehmen und helfen, Mädchen den eigenen Körper näherzubringen und Burschen für das Thema zu sensibilisieren.

Erste Regelblutung

Die erste Regelblutung (Menarche) setzt in Mitteleuropa meist zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr ein. Als Indikator für den Zeitpunkt der ersten Blutung kann der Entwicklungsgrad der äußeren Geschlechtsmerkmale (Brust, Scham- und Achselbehaarung) herangezogen werden. Wenn die Menarche bis zum 16. Lebensjahr noch nicht eingetreten ist, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Bereits ca. 1 Jahr vor der Menarche kann zeitweise eine weißlich bis klare Flüssigkeit aus der Scheide austreten („Weißfluss“). Sie zeigt den Beginn der Eierstocktätigkeit an und ist ein Hinweis dafür, dass die Produktion von Östrogenen und somit des Zervixschleims, der in den Krypten des Gebärmutterhalses gebildet wird, beginnt.

Für das Einsetzen der ersten Blutung ist ein bestimmtes Mindestgewicht notwendig. Geringes Übergewicht kann für das Einspielen eines regelmäßigen Zyklus sogar günstig sein, beträchtliches Übergewicht hingegen eher störend. Für viele Mädchen sind die anfangs meist unregelmäßigen Abstände zwischen den Blutungen „sehr kurz“ (z. B. 21 Tage) bis „sehr lang“ (z. B. 100 Tage), verunsichernd. Bilden die Eierstöcke noch zu wenig Östrogene, reicht die Hormonmenge nicht aus, um die Gebärmutterschleimhaut vollständig abzubauen. Als Folge wird diese oft sehr bald als Blutung wieder ausgestoßen (diese ist aber im medizinischen Sinn keine echte Blutung). Die geringe Östrogenproduktion kann vorübergehend auch ganz aussetzen, was wiederum dazu führt, dass kaum Schleimhaut aufgebaut wird und die nächste Blutung sehr spät eintritt. Daher ist es wichtig zu wissen, dass Blutungsabstände von 3 Wochen bis 3 Monaten in dieser Entwicklungsphase durchaus normal und nicht behandlungsbedürftig sind.

400 Eizellen bis zur Ovulation

Bei einem neugeborenen Mädchen sind in den beiden Eierstöcken zusammen 800.000 bis 1.000.000 Eizellen angelegt, von denen im Laufe des fruchtbaren Lebens (etwa 30 Jahre) nur ca. 400 Eizellen bis zur Ovulation (=Eibläschensprung) gelangen. In der Pubertät werden in den Eierstöcken häufig noch „unreife Follikel“ ausgebildet, d. h. sie bilden sich zurück, ohne eine Eizelle freizugeben.

Auch die Temperaturhochlagen in der zweiten Zyklusphase sind entweder verkürzt oder noch zu wenig bis gar nicht ausgeprägt (=monophasischer Zyklus). Die Ausreifung des Zyklus kann bis zu 7 Jahre dauern und sollte nicht künstlich durch Hormone geregelt werden, da der Ausreifungsprozess dadurch unterbrochen wird und der Zyklus erst wieder nach Absetzen der Hormone nachreifen kann.

Kein 28-Tag-Zyklus

Ein ausgereifter Zyklus ist durch eine ausgeprägte Temperaturtief- und -hochlage gekennzeichnet (=biphasischer Zyklus) und hat eine ganz individuelle Länge, es gibt nicht DEN „28-Tage-Zyklus“.

Helga Sebernik