Krisen, Kriege, Krankheiten – und wie geht’s der Jugend so?

Kriese Jugend

Krisen, Kriege, Krankheiten – und wie geht’s der Jugend so?

Was macht das apokalyptische Denken mit den Seelen unserer Teenager?

In unserem IEF-Expertentalk hat die Chefredakteurin der Kirchenzeitung DER SONNTAG, Mag. Sophie Lauringer, mit dem Direktor des IEF, Mag. Johannes Reinprecht und der Familienberaterin und Theologin des IEF, Dr. Katharina Mansfeld, über diese brisante Frage nachgedacht und eine spannende Diskussion geführt. Die Redakteurin von aufgeklärt.info hat sich davon anregen lassen und noch ein paar Gedanken niedergeschrieben…

Gerade im städtischen Bereich hat sich in den vergangenen Jahren die psychische Gesundheit der Jugend besorgniserregend entwickelt. Die Jugendpsychiatrien gehen über. Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr auf einen Platz bei einem klinischen Psychologen oder einem Psychotherapieplatz, sind keine Seltenheit mehr. Die Suizidraten unter Jugendlichen steigen drastisch an, obwohl sie bis 2022 im Sinken begriffen waren. Das ÖBVP, der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie, schlägt Alarm. In Gesprächen mit Betroffenen wird klar, dass Kinder und Jugendliche heute generell wenig Bewältigungserfahrung für herausfordernde Situationen und ein geringes Problemlösungs-Selbstvertrauen besitzen. Das ÖBVP-Präsidium betont daher die Bedeutung der Ressourcenarbeit mit Jugendlichen und die Bedeutung, Teenager in Gruppen, positive Ziele entwickeln zu lassen und damit ihre Selbstkompetenz zu steigern – wie die letzte Studie des Verbandes ergab.

Zukunftsangst

Doch was führt die sogenannte Gen Z und die nächstjüngere Generation dazu, offensichtlich besonders zukunftsängstlich zu sein? Seitdem die Klimakrise so stark ins Bewusstsein gerückt wurde, und nun seit bald sechs Jahren medienwirksam in die Köpfe der Eltern und deren Nachwuchs gepresst wird, scheint kein Jahr mehr zu vergehen, in dem keine biblische Apokalypse angekündigt wird. Besonders dem verwundbaren Teenager zieht es dann den Boden unter den Füßen weg.

Sicherlich, das Klima verändert sich, die Corona Pandemie hat uns alle kalt erwischt und die Kriege in der Ukraine und Israel tragen zu enormer Verunsicherung bei. Aber es scheint, als käme die junge Generation nicht mehr aus ihren Alpträumen heraus. Und hier wird es gefährlich. Für die Seele der Jugend und damit für die Zukunft der Welt an sich.

Die Frage des Lebens an sich – ‚friendship generation‘

Am meisten Unsicherheit entsteht allerdings bei den Teenagern im Zusammenhang mit ihrer Selbstakzeptanz: „Woher komme ich, wohin gehe ich, was ist der Sinn meines Lebens?“ Schon der Wiener Alterzbischof, Kardinal Dr. Franz König, hatte zu seinen irdischen Lebzeiten diese Frage zur ‚Frage an die Jugend‘ erklärt. Sie war für ihn die Frage des Lebens an sich. Heute scheint sie für die Jugend nicht mehr beantwortet zu werden. Es wirkt, als ließe die Elterngeneration ihre Jugend zunehmend mit offenen Antworten zurück. Haben wir Eltern Angst vor der Wahrheit? Müssen wir fürchten, dass sich unsere Teenager von uns abwenden, wenn ihnen unsere Antworten nicht gefallen? Hier liegt wohl die Krux: wie ehrlich und klar beantworten wir die Fragen unserer Kinder? Lassen wir alles offen und fliehen wir vor der Reaktion unseres Nachwuchses? Ja, ich denke, dass unsere kumpelhafte Erziehung als neue ‚friendship generation‘ zwar viel Gutes ‚Bonding‘ mit unseren Kindern erlaubt. Aber nichts kommt ohne einen Preis. Hier: mangelnder Respekt und mangelnde Glaubwürdigkeit. Klar, Teenager finden jegliche Erklärung der Welt durch ihre Erziehungsberechtigten provokant. Dieser Generationenkonflikt ist Teil des natürlichen Abkoppelungsprozesses.

Identitätsfindung?

Heute lassen wir unsere Kinder aber mit den wichtigsten Fragen ihrer Identität in ihrer sensibelsten Zeit, der Pubertät, im Alltag alleine. Und dieser Alltag, der findet zunehmend online statt. (Siehe Blogs und Artikel aufgeklärt.info). Die Zeit der Pubertät bedarf aber auch ganz besonders viel Aufmerksamkeit der Eltern. Und daher auch richtige Antworten auf wichtige Fragen, wie jene des Geschlechts und der Geschlechtsidentität (heute Genderidentität), der gesellschaftlichen und historisch-personellen Identität. Hören wir die Sorgen unserer Kinder nicht mehr, antworten wir nicht mehr auf unangenehme Fragen, so gewinnen wir kurzfristig familiäre Ruhe. Aber langfristig zerstören wir die seelische Gesundheit unserer Kinder. Die gesellschaftlichen Folgen können dann tatsächlich apokalyptisch werden.

Fürchte dich nicht!

Mir fallen die Worte meines Vaters ein, der im Jahr 2019 friedlich entschlief. Als weitgereister Diplomat aus einer Familie, die immer wieder mit Exilerfahrung kämpfte, sagte er mir vor 30 Jahren, als der sogenannte Jugoslawienkrieg herrschte, und mich eine große Zukunftsangst befiel: „Mein Gott, Katinka, gefährlich war es immer.“ Als Trost setze ich hier gerne noch die immerwährende biblische Botschaft des Engel des HERRN hinzu: „Fürchte dich nicht!“ Auf diese letzte Botschaft, die als Osterbotschaft, unserer Jugend viel öfter gesagt werden sollte, setzen auch Dr. Katharina Mansfeld und Mag. Johannes Reinprecht in unserem IEF-Expertentalk: HOFFNUNG!

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Katharina Nepf