Hilfe, ein Verrückter ist unterwegs!

Hilfe, ein Verrückter ist unterwegs!

In den Medien liest und hört man immer wieder von perversen und kranken Menschen, die unseren Kindern nichts Gutes wollen. Angst und Panik breiten sich dann meistens aus, wenn die Gefahr greifbar nahe wird. Eltern holen ihre Kinder wieder von der Schule ab und lassen die Kinder nicht aus den Augen. Wie reagiere ich am besten? Kann ich mein Kind vor solchen Menschen beschützen?

In unserem Bezirk ist gerade ein sogenannter „Kinderverzarrer“ unterwegs gewesen. Ein pädophiler Exhibitionist versetzte Eltern, Schulen und Kindergärten in Schrecken und damit auch viele Kinder, die unsicher waren, ob sie diesen Mann treffen werden. Unsicher waren sich auch viele Eltern: Was soll ich meinem Kind sagen? Wie sag ich es meinem Kind und vor allem wie kann ich mein Kind vor diesem Menschen beschützen? In den Online-Foren wurde hitzig diskutiert und überlegt.

Plötzlich ist die Gefahr greifbar nahe

Auch ich habe meine Kinder vor diesem Mann gewarnt und sie daran erinnert, sich nicht ansprechen zu lassen und nicht stehen zu bleiben, sondern schnell weiterzugehen und wenn notwendig laut um Hilfe zu schreien. Ich muss gestehen, wenn man in den Medien bzw. von der Schule einen Brief bekommt, in dem um Vorsicht gebeten wird, löst das im Mutterherzen eine besondere Sorge um die eigenen Kinder aus. Plötzlich ist die Gefahr greifbar nahe. Doch Panik bringt nichts. Ich bin froh, dass ich mit meinen Kindern schon oft über diese Thema gesprochen habe. Gerade als meine Kinder im Volksschulalter den Weg zur Schule bzw. nach Hause selbstständig meistern durften, war es mir ein Anliegen, sie über die Gefahren aufzuklären und mit ihnen mögliche Strategien zu erarbeiten.

Wo kann ich mir unterwegs Hilfe holen?

Da gibt es den Schülerlotsen, der jeden Tag am Zebrastreifen vor der Schule steht. Da gibt es vielleicht den netten Bäcker, an dem ich täglich auf dem Nach-Hause-Weg vorbeigehe. Oder gibt es vielleicht sogar eine Polizeistation? Den Schulweg mit dem Kind bewusst einmal abgehen und auf Notfallinseln begutachten, ist ein kleiner Tipp von mir.

Wer sind die Bezugspersonen, denen ich blind vertrauen darf?

Auch diese Frage haben wir besprochen. Mein Kind darf nicht mit jedem nach Hause gehen. Wir haben uns für 2 Personen entschieden, mit denen mein Kind im Notfall immer mitgehen darf. Unsere Volksschulkinder haben noch kein Handy, das heißt, ich kann sie nicht anrufen und ihnen eine Planänderung mitteilen. Aber wir haben uns ein Codewort ausgemacht, das ich verwenden würde, wenn etwas dazwischenkommen sollte und sie nun jemand anderer als erwartet abholen würde.

Was mach ich, wenn mich jemand Fremder anspricht?

Nicht stehen bleiben, sondern weitergehen. Eventuell laut „Nein“ schreien. Das laut „Nein“ schreien, habe ich zu Hause mit den Kindern geübt. Schreien und die Hände schützend vor den Körper halten. Unsere Tochter hatte einmal so ein Erlebnis vor der Schule und wurde von einem Fremden angesprochen, ob sie mit ihm mitfährt. Mit ihren 8 Jahren hat sie ganz selbstbewusst geantwortet „Nein, mit Ihnen nicht!“ und ist schnell nach Hause gekommen. Zu Hause hat sie mir von dem Vorfall erzählt und ich war froh, dass sie so reagiert hat und ihr nichts passiert ist (zum Glück entpuppte sich der Vorfall als Missverständnis, ein Vater sollte die Freundin seiner Tochter abholen und er hat die Mädchen verwechselt).

Was soll ich tun, wenn mich jemand angreift, obwohl ich das nicht will?

Wenn Dir eine Berührung unangenehm ist, sag es laut. Wenn Dich jemand ungefragt berührt, schrei und wehr Dich. Auch wenn Du ein schlechtes Gefühl im Bauch hast, schrei. Lauf weg! Hol Hilfe! Niemand darf Dich angreifen, wenn Du das nicht willst.

Du darfst mir alles erzählen!

Ganz wichtig ist es, meinem Kind das Gefühl zu geben, dass es mir alles erzählen darf und zu mir mit jedem Problem kommen darf. Dieses Vertrauen in die Eltern zu haben, dass mich meine Eltern nicht auslachen und auch nicht schimpfen werden. Egal was passiert, Du bist mein geliebtes Kind und Du bist mir wichtig!
Es gibt leider Menschen, die nicht nur Gutes wollen – vor solchen Menschen muss ich mein Kind warnen und es stark machen, damit es sich wehren kann, damit es sich nicht alles gefallen lässt. Mein Kind muss lernen „Nein“ zu sagen, auch mir gegenüber (siehe Artikel zum Thema „Nein sagen“).

Aber wie kann ich mein Kind konkret stärken?

  • Als Mutter und Vater stärke ich mein Kind, indem ich es liebe, so wie es ist – ohne Wenn und Aber, ohne Leistungsdruck!
  • Als Mutter und Vater stärke mein Kind, wenn ich ihm vertraue! (siehe Artikel „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“)
  • Als Mutter und Vater stärke mein Kind, wenn ich es groß sehe und auf seine positiven Eigenschaften schaue und diese hervorhebe und nicht, in dem ich immer wieder das Schlechte und Missglückte (eventuell sogar vor Anderen) erwähne.

Ich möchte, dass meine Kinder in einer Welt aufwachsen können, in der sie sich geborgen und geliebt fühlen und in der sie ohne Angst groß werden können. Ich, als Mutter oder Vater, kann ihnen diese Angst nehmen, in dem ich sie stärke und ihnen zeige, wie sie Gefahren meistern können.

Mag. Claudia Umschaden