Erfahrungsbericht von Eltern nach „dem“ Gespräch

Erstaufklärung

Erfahrungsbericht von Eltern nach „dem“ Gespräch

Erstaufklärung: So schlimm war es gar nicht…

Vor den Sommerferien hatte ich mir gedacht, dass ich die hoffentlich auch ruhigen Wochen, die vor uns lagen, nützen möchte, um mit unserer 8-jährigen Tochter, die älteste von 4 Geschwistern, ein liebes, inniges Gespräch zu führen. Ich hatte das Gefühl, es war Zeit, dass sie um einen wesentlichen Schritt besser „Bescheid weiß“.

Der Sommer begann mit den immer besonders schönen beiden Wochen, die wir alle, Onkeln, Tanten und die Cousinage der Kinder, bei den Großeltern verbringen. Ein herrliches Gewusel, viele Teller zum Auf- und Abdecken und fröhliches Treiben in Garten und Pool.

Eines nachmittags stand ich mit meiner Schwester gemütlich zusammen und wir beobachteten zufrieden aus der Ferne unsere beiden Töchter, die im hohen Gras, scheinbar vertieft ins Spiel, die Freiheit des weitläufigen Alpenvorlandes genossen.

Die kleine Cousine hatte ungewollt einiges erfahren

Abends gestand meine Nichte ihrer Mami, dass sie ein „Problem in ihrer Unterhose“ hatte, dass da Gras wäre, das sticht und nicht mehr gut wegzubekommen ist… erst später, als die Kinder schliefen, erzählte mir meine Schwester davon. Auch davon, dass ihre erst 5-jährige Tochter von meiner so einiges „erklärt“ bekommen hatte. Mir war das alles unangenehm und tat mir sehr leid. Natürlich habe ich am nächsten Tag gleich das Gespräch mit unserer Großen gesucht. Ich fragte sie, warum sie ihre kleine Cousine denn mit derartigen Angelegenheiten überfordere, und überhaupt, was sie denn schon glaubt, zu wissen und sie scheinbar beschäftigt.

Sie sah mich eindringlich an und es brach so richtig aus ihr heraus. SIE sei es, die überfordert war, und wahnsinnig erleichtert, dass wir nun „endlich“ darüber sprachen. Monate zuvor hatten etwas ältere Mädchen ihr während einer Reitwoche „die ganze Wahrheit“, allerdings mit einem skurril falschen Detail, erzählt…und die arme Maus war derart schockiert, dass sie nicht mit uns darüber gesprochen hatte.

Überfordert von der Erstaufklärung durch Freundinnen

Ich ließ sie reden, hörte ihr zu, und wir sprachen in Ruhe und ausführlich über ALLES. Es kam anders, als ich es mir vorgestellt und vorgenommen hatte. Aber es war sehr gut. Ihre Erleichterung, mit mir über all das sprechen zu können, womit sie viel zu lange „allein“ war, und ihre Dankbarkeit dafür, dass ich ihr Interesse ganz ernst nahm, machten unser Gespräch sehr flüssig und unproblematisch. Ich nahm mir in den darauffolgenden Tagen immer wieder exklusiv Zeit für sie, wir waren uns irgendwie besonders nah. Definitiv war unsere Tochter ein gefühltes Stück gewachsen, und es ging ihr richtig gut.

Es hat mich sehr beschäftigt, warum sie nicht gleich damit zu uns gekommen war. Wir werden mit den jüngeren Kindern versuchen, sie früher und in kleineren Schritten an das Thema Sexualität heranzuführen, sodass sie immer wissen, dass es etwas ist, worüber wir genauso sprechen können wie über alles andere. Auch wir Eltern wachsen und lernen täglich.

Die Aufklärung und damit der Schutz unserer Kinder ist in unserer Liebe und Fürsorge für sie bestimmt ein ganz bedeutender Mosaikstein. Es ist so schön, sich in Ruhe mit den Kindern zu unterhalten. Wenn sie älter werden, sind innige, tiefergehende Gespräche ein immer größerer Schatz, den wir so oft wie möglich genießen dürfen.

 

 

Anna Maria Kraetschmer
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