Du bist Dein Körper – Bist Du Dein Körper?

Du bist Dein Körper

Du bist Dein Körper – Bist Du Dein Körper?

Eine Mutter macht sich Gedanken, in welchem Spannungsverhältnis ihre pubertierenden Kinder stehen: Wer oder was sind sie? Was macht ihren Wert aus? Das, was man von außen sehen kann, also ihr Körper? Oder steckt da noch mehr dahinter?

Du bist dein Körper?

Nein. Das bist du nicht. Oder doch? Im Zeitalter der Mainstream-Diversitäts-Challenge kann dem jungen Menschlein das Reifwerden so richtig schwerfallen. Zu allen Zeiten war Heranwachsen in einer Hormonfalle, wie sie die Pubertät darstellt, emotional und körperlich „breathtaking“.

Von Umbruch und Umbau ist die Rede. Von Selbstfindung, Orientierung nach dem wahren ‚Ich‘ und der eigenen Sexualität, sowie von der Suche nach dem eigenen Platz im Leben, in der Welt, ja sogar des Universums ist immer wieder zu hören oder zu lesen. Besonders ist die romantische Literatur, angelehnt an die vorromantische, postrevolutionäre Zeit mit Goethes ‚Leiden des jungen Werther‘, hat seither Generationen von Eltern den Schlaf geraubt. Die Angst, sie könnten mit sich selbst und der Welt unfassbar im Unreinen bleiben, Emotionen viel zu wenig oder eben viel zu gewaltig über sich kommen lassen und den Stürmen des Lebens als junge Erwachsene nicht gewachsen sein, bleibt seither Dauerbrenner.

Früher: keine Zeit, nur Körper zu sein

Von dieser Epoche, so scheint es jedenfalls, hatten die jungen Unreifen entweder keine Zeit an zu viel Romantik und das eigene ‚Vor-Sich-Hin-Reifen‘ zu denken, da sie schon in Diensten standen, am Feld arbeiteten oder zum Knappen oder zum Mönch ausgebildet wurden. Oder sie konnten froh sein, noch nicht tot zu sein. Dann verlängerte sich zusehends die Lebenserwartung, parallel zu Industrialisierung, neuen Seuchen aber auch medizinischem Fortschritt – jedenfalls in der westlichen Hemisphäre. So konnte das drohende Erwachsensein immer später mit Verantwortung gefüllt werden. Ob das dem aufkeimenden Jungspund oder der Jungspundin immer bekommen ist, steht im Zweifel. Oft scherze ich mit meinen Kindern, dass sie nicht zu lange infantilisiert bei uns leben sollen.

Heute, mit offensichtlich schwer zu definierenden Gender; immer später erwachsenen „fun-generations“, Medien, die alle verzweifelten Versuche, Kinder zu werteorientierten, vernünftigen und christlich-sozialen Vätern und Müttern unserer Enkelkinder zu erziehen, torpedieren, wird es zunehmend unmöglich, das Außen, den Körper, nur als Pflegeauftrag, nicht aber als „des Lebens Zweck“ zu definieren. Einfache Gleichung: verkindlichte, verunselbständigte Jugend = nur auf den Körper gerichtet. Den kann sie noch irgendwie formen, präsentieren, modellieren. Ihr Innerstes, oh je, wer soll das bitte sein? Leere.

Heute: zu viel Zeit, Körper zu sein

Du bist dein Körper. Noch einmal, Nein, das bist du nicht. Auch wenn alle um dich herum, auch die ganze verrückte Welt und die Bubble im Smartphone genau das in dich hineinimpfen möchte. Auch wenn du glaubst, dass nur der Körper alle Fragen des Lebens beantwortet. Sei versichert, es kommt die Zeit, in der du gar nicht mehr verstehst, warum du dir um deinen Körper überhaupt Sorgen gemacht hast. Denn er verfällt – in jedem Fall. Spätestens wenn der Sterbeprozess einsetzt, wirst du erkennen, dass du vor allem eines bist: Eine wunderschöne Seele, die einfach nur hier auf Erden in diesem wunderbaren Körper gewohnt hat. Ob du diese Wohnung deines Körpers lieben gelernt hast, hängt zuallererst davon ab, ob du deine Seele gepflegt hast. Wie geht das?

Ganz einfach: Lache, lache ganz furchtbar viel und sei loyal, sei Freund oder Freundin, sei neugierig an und zu dir selbst. Glaube, wenn du es kannst. Und vor allem, verzeih dir auch selbst. Dann brauchst du nicht dein Körper zu sein. Aber schätzen, das wirst du ihn. Und das ist absolut großartig!

Katharina Nepf