Ab wann sollen Mädchen zum Frauenarzt gehen?

Frauenarzt Mädchen

Ab wann sollen Mädchen zum Frauenarzt gehen?

Was sollte man beim Frauenarzt* beachten?

Es ist eine Frage, die mir relativ häufig von Müttern gestellt wird: Ab wann soll meine Tochter zum Frauenarzt kommen?

Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten und hängt sehr von den Gegebenheiten und Anforderungen ab.

Eine Routinekontrolle, wie sie bei  erwachsenen Frauen einmal jährlich empfohlen wird (mit Krebsabstrich, Kolposkopie, Tastuntersuchung und Ultraschall) ist bei Mädchen grundsätzlich nicht erforderlich und auch nicht sinnvoll. Diese ist erst ab dem 20.-22. Lebensjahr empfehlenswert.

Leider gibt es allerdings auch im Kinder-und Jugendalter gynäkologische Krankheiten, die abgeklärt werden müssen. Diese machen sich meistens durch Beschwerden bemerkbar.

Ich würde hier zwischen körperlichen und hormonell-funktionellen Problemen unterscheiden:

  1. Wenn Schmerzen im Unterbauch vorhanden sind, Zwischenblutungen auftreten, die Regel sehr schmerzhaft ist, oder ein Ausfluss aus der Scheide vorhanden ist, gehört dies sicherlich ehebaldigst abgeklärt.
  2. Wenn Probleme mit dem Auftreten der ersten Regel (bis zum 16.LJ), mit dem monatlichen Zyklus und der Regelmäßigkeit der Menstruation vorhanden sind, deutet dies auf eine  hormonelle Störung, gelegentlich auch auf ein körperliches Problem. In diesem Fall wäre ebenfalls eine Abklärung empfehlenswert.
  3. Ebenso würde ich einen Spezialisten zu Rate ziehen, wenn Störungen der normalen Körperbehaarung, der Ausprägung der Geschlechtsmerkmale (Brüste, etc.) vorliegen.

Was ist normal und was nicht? Und – soll man was tun oder nicht?

Eine Frage, die häufig bei der Brustgröße gestellt wird, zunehmend auch bei der Form und Größe der kleinen Schamlippen, aber auch in Bezug auf den Zyklus.

Beziehungen zum anderen Geschlecht

Empfehlenswert ist ein Besuch beim Frauenarzt, wenn jugendliche Mädchen Beziehungen zum anderen Geschlecht haben. Es ist zwar in erster Linie Aufgabe der Eltern, auf die Gefahren einer zu früh ausgelebten Sexualität mit all ihren Problemen hinzuweisen. Dennoch wird in weiterer Folge diesbezüglich häufig der Frauenarzt kontaktiert. Häufig werden Themen der Verhütung auch in der Schule angesprochen bzw. mit Freundinnen unreflektiert diskutiert.

Auf diesem Gebiet ist sehr sensible Beratung durch den Frauenarzt zu fordern. Es ist zwar nicht dessen  eigentliche Aufgabe, auf die psychischen Folgen einer zu früh ausgelebten Sexualität hinzuweisen und Mut zur Enthaltsamkeit zu machen, dennoch sollte auch dies angesprochen  werden, auch wenn es nicht mehr zeitgemäß erscheinen mag.  Zweifelsohne ist die Vermeidung einer ungewünschten Schwangerschaft ein wichtiges Thema, das angesprochen werden muss, wenn Jugendliche erste Beziehungen zum anderen Geschlecht haben. Abtreibung darf niemals eine Option sein!

Empfängnisverhütung

Eine Beratung über Empfängnisverhütung muss daher in erster Linie auf den verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität ausgerichtet sein und, in einem christlichen Kontext, auf die Vermeidung von vorehelichem Geschlechtsverkehr hinweisen.

In weiterer Folge ist die natürliche Empfängnisregelung anzusprechen . Dies vor allem auch deswegen, weil es ein ausgezeichnetes Mittel für Mädchen ist, ihren Körper und die physiologischen Vorgänge rund um den weiblichen Zyklus besser kennenzulernen.

Was die hormonelle Verhütung betrifft, muss besonders auf die Nebenwirkungen hingewiesen werden, die sehr vielfältig sein können – von seltenen schwerwiegenden bis hin zu häufigeren leichteren Einschränkungen, wie Pigmentierungen, Gewichtszunahme, Hautveränderungen, etc.

Ich persönlich rate ab, die Pille als Verhütungsmittel einzunehmen. Es liegt aber in der persönlichen Verantwortung einer jungen Frau, darüber nach einer umfassenden Aufklärung selbst zu bestimmen.

Die Wirkung der Pille

Die Wirkung der Pille beruht vor allem auf einer Ovulationshemmung und einer Verdickung des Schleims im Gebärmutterhals. Daneben kommt es auch zu einer Verschmälerung der Gebärmutterschleimhaut, die eine potentiell befruchtete Eizelle nicht aufnehmen kann und es daher in weiterer Folge zu einer Frühabtreibung des Embryos kommt. Auf diese Möglichkeit muss unbedingt hingewiesen werden.

In Österreich wird die „Pille danach“ als sogenanntes Notfallpräparat in Apotheken unter gewissen Voraussetzungen rezeptfrei abgegeben. Von einer unkontrollierten Einnahme ist dringend abzuraten. Neben körperlichen Komplikationen besteht auch bei diesem die Gefahr einer Einnistungsverhinderung des Embryos.

Aus diesem Grund sind übrigens auch Verhütungsmittel, wie die Spirale (auch die Hormonspirale), bei denen dieses Wirkungsprinzip stärker ausgeprägt ist, strikt abzulehnen.

* Unter „Frauenarzt“ sind sowohl männliche als auch weibliche VertreterInnen subsummiert. 

Dr. Karl Radner
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