Gespräche mit Teenagern

Let’s talk about it

Mit Teenagern im Gespräch bleiben

Mit der Jugend über Sexualität zu reden heißt auf ihre Fragen zu warten. Warum Selbstbestimmung für unsere Teens so wichtig ist – und ohne christlichen Leitfaden nicht funktioniert…

 „Mami, warum muss ich mit dem Sex bis zur Ehe warten, ist doch wichtig, vorher Erfahrung zu sammeln, oder?“

Ohne Umschweife kommt meine 15jährige im Sommerurlaub in „medias res“. Hinter ihr zwei Freundinnen gleichen Alters. Ich merke, sie haben angestrengt darüber debattiert, sie grinsen bis über beiden Ohren und erwarten schockierte Reaktionen meinerseits. Ich sehe in ihren Gesichtern: sie haben alle Trümpfe in der Hand. Keine Antwort oder unüberlegtes Stottern wäre mein mütterlicher endgültiger Respektverlust.

Was also sagen, angesichts dieser Bedrohungslage? Zugegeben, es ist noch eine gute Freundin von mir anwesend, ich fühle mich nicht ganz hilflos. Nach einer Schweigeminute, in der alle Kräfte zu bündeln sind, haben wir Erwachsene mehrere Schienen parat, auf denen es sich lohnt zu fahren.

Erste Reaktion unsererseits ist, die Mädchen zu fragen warum sie jetzt und auf so provokante Art diese Frage stellen. Zeitgewinn. Ihre Antworten sind – gelinde gesagt – vage und ein einziges Stammeln aus sichtbar erröteten Gesichtern. Damit ist das Eis gebrochen und wir können zu Phase Zwei wechseln: Eingehen auf unser christliches, sakramentales Verständnis von Ehe und Familie. Nun kommen Zwischenfragen. Eine Freundin meiner Tochter:

„Ja, aber wenn man einfach nicht heiratet und so zusammenlebt, ist das ja auch ok.“

So einfach ist das eben nicht. Unsere Antworten werden bestimmter, je mehr die Kids fragen. Es geht nämlich um einen Fahrplan, den wir als Eltern christlicher Kinder hergeben müssen. Wir sagen:

„Natürlich könnten wir Euch sagen, dass egal ist, was ihr macht, mit wem, wie oft; dass ihr alles ausprobieren sollt, Gutes und Schlechtes auf dieser Erde. Wir könnten Euch sagen, dass Ihr Drogen nehmen sollt, damit Ihr auch mal wisst, wie das so ist. Wir könnten mit den Schultern zucken und sagen, ‚naja, wenn Euch das wichtig ist, auch egal‘. Das tun wir aber nicht.“

Das leuchtet den Teens ein, jedenfalls gibt es keine Widerrede, das allein ist schon ein kleiner Sieg für uns. Nun stoßen wir nach:

„Und genauso ist es mit dem Sex. Ihr könnt natürlich machen was Ihr wollt. Es ist Eure Selbstbestimmung. Aber als Eltern haben wir die Verantwortung, Euch den idealen Fahrplan für euer hoffentlich gelingendes Leben mitzugeben. Und vieles, das in der Gesellschaft heute als selbstverständlich angesehen wird, ist es eben nicht. Es ist ein Geschenk, mit dem wir sorgsam umgehen müssen. Dazu gehört nicht nur Euer Körper, sondern auch Eure Seele. Und diese beiden sind bei der Sexualität untrennbar miteinander verknüpft. Verletzt Ihr eines der beiden Elemente, so verletzt Ihr das andere dazu. Als Eltern würden wir versagen, wenn wir Euch nicht diesen Fahrplan, diesen Leitfaden des christlichen Lebens mitgeben würden. Was Ihr daraus macht, ist Eure Enscheidung.“

Schweigen, Nachdenken. „Jesus liebt uns aber sowieso immer, oder Mami?“ Meine 15jährige lässt Zweifel in mir hochkommen, ob unser Vortrag Früchte trägt. „Ja selbstverständlich“, sage ich und versuche eine Brücke zu bauen. „ER liebt euch immer, ER verzeiht euch immer. Die Frage, die Ihr euch stellen müsst, ist: liebe ich mich selbst, wenn ich Handlungen setze, die ich bereuen könnte?“

Bumm. Das sitzt. Ende der Diskussion, alle Teens auf Strandmodus geschalten – und zufrieden. Glück gehabt!

Katharina Nepf